Hartz IV –Bildungskarte und die Bertelsmann-Tochter Arvato

Neue Westfälische (Bielefeld): Bildungskarte Viele Tücken von BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots) – Hartz-IV-Familien sollen, so der Plan von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU), künftig von den Arbeitsagenturen eine „Bildungskarte“ erhalten, die vom Bund mit bis zu 200 Euro aufgeladen wird. Die Idee findet immer mehr Befürworter.

Doch die Goldkarte für Hartz-IV-Kinder hat sehr viele Tücken, die in der gegenwärtigen Debatte kaum berücksichtigt werden. Es geht um rund 1,8 Millionen Kinder und einen Transferbetrag von bis zu 360 Millionen. Hinzu kommen Verwaltungskosten in nicht absehbarer Höhe. Eine staatliche Infrastruktur dafür fehlt. Erfahrungen haben lediglich private Anbieter; etwa die Bertelsmann-Tochter Arvato. Nicht ausgeschlossen, dass die Gütersloher sich für das neue Geschäftsfeld interessieren. 250 Euro, so Experten, kostet ein Kartenlesegerät.

Welcher Schüler oder Student, der mit Nachhilfeunterricht sein Taschengeld aufbessert, kann sich das leisten? Die Folge wäre, das Kinder aus Hartz IV-Haushalten künftig ausschließlich in wesentlich teurere und unpersönlichere Nachhilfeinstitute gelenkt würden. Kann das gewollt sein?

Vielerorts dürfte das Spektrum der in Aussicht gestellten Leistungen, die mit der Karte abgegolten werden können, gering sein. Eine Gratiseintrittskarte für das kommunale Schwimmbad aber bedürfte des Aufwandes nicht. Das lässt sich unbürokratischer regeln. Ob der Euphorie über von der Leyens vermeintlich pfiffige Kartenidee ist vollkommen aus dem Blickfeld geraten, welches Menschenbild damit verbunden ist. Es ist das garstig Lied von faulen, tumben und verantwortungslosen Eltern, die ihr Geld versaufen statt in die Bildung ihrer Kinder zu investieren. Dies verletzt so wie die Bildungskarte ihre Besitzer diskriminiert.

Quelle:
http://www.presseportal.de/pm/65487/1665564/neue_westfaelische_bielefeld vom 16.08.2010

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