Verdi prophezeit französische Verhältnisse

Isolde Kunkel-Weber (ver.di Vorstandsmitglied)Gespräch mit ver.di Vorstandsmitglied Isolde Kunkel-Weber

21.000 Beschäftige von Krankenkassen und dem Gesundheitswesen haben gestern und heute gegen die geplante Gesundheitsreform demonstriert um das solidarische Gesundheitssystem zu erhalten. Auf der Kundgebung in Bonn sprach auch das ver.di Vorstandsmitglied Isolde Kunkel-Weber. Mit ihr sprach Martin Behrsing am Rande der Demo.

MB: Frau Kunkel-Weber in Ihrer Rede vor fast 5.000 Menschen auf der heutigen Kundgebung in Bonn warfen Sie der Bundesregierung vor, ein gut funktionierendes System zu zerstören, um parallel eine neue Bürokratie aufzubauen. Gleichzeitig kündigten Sie für diesen Fall „französische Verhältnisse an.

 

Isolde Kunkel-Weber: Das Thema ist für die Beschäftigten der Krankenkassen und dem Gesundheitswesen sehr wichtig, denn die Pläne der Regierung werden viele Arbeitsplätze kosten. Die Wut der Beschäftigten muss auf die Straße getragen werden.

 

MB: Glauben Sie, dass wir in Deutschland französische Verhältnisse erreichen können?

 

Isolde Kunkel-Weber: Sicher nicht so wie in Frankreich. Dennoch bewegt die Menschen, das Gefühl keine soziale Absicherung und keinen ausreichenden Krankenversicherungschutz zu haben. Dies wird mehr und mehr Menschen auf die Straßen treiben, denn Einschränkung der gesundheitlichen Versorgung wird von den Menschen nicht hingenommen.  

 

MB: Für den Herbst sind vom DGB aus Proteste gegen die Sozialpolitik der großen Koalition geplant. Glauben Sie, dass auch die anderen Gewerkschaften eine ähnliche Mobilisierungt hinbekommen werden wie ver.di?

 

Isolde Künkel-Weber: Da bin ich mir sicher, dass alle anderen Gewerkschaften ebenso mitziehen werden, wie es ver.di macht. Dies geplante Gesundheitsreform bietet den Anlass dafür.

 

MB: Der DGB will am 21. Oktober in mehreren großen Städten Demonstrationen gegen Sozialabbau abhalten. Dabei sind die jetzigen Themenschwerpunkte die Gesundheitsreform und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit genannt. Auf der anderen Seite gibt es erste Gespräche mit den Sozialen Bewegungen – insbesondere durch Horst Schmitthenner, IGM.  Glauben Sie, dass das Thema Erwerbslosigkeit eine ebenso starke Rolle spielen wird und welche Bedeutung wird den Sozialen Bewegungen eingeräumt.

 

Isolde Kunkel-Weber: Die Sozialen Bewegungen sollen bei den Demonstrationen einen wichtigen Platz bekommen und das Thema Erwerbslosigkeit wird bei den Herbstprotesten einen bedeutenden Stellenwert haben. Die Proteste werden – ebenso wie die jetzigen – in mehren großen Städten dezentral verlaufen. Hier ist es wichtig, dass die Sozialen Bewegungen mit den jeweiligen Landesverbänden des DGB zusammen kommen.

 

MB: Frau Kunkel-Weber ich bedanke mich für das Gespräch.