SÜDKURIER unterdrückt Artikel über Arbeitslosen-Initiative

In der Vergangenheit hat die Autorin des untenstehenden Artikels für die regionale Tageszeitung Südkurier mehr als 200 Artikel in allen journalistischen Darstellungsformen geschrieben. Alle Artikel wurden gedruckt und honoriert; der Südkurier hatte noch nie einen Artikel abgelehnt. Unter den journalistisch bearbeiteten Themen waren unter anderem solche für Nonprofis ungeeignete wie ein Oberbürgermeister-Wahlkampf oder der Besuch von Bundesministern in der Region. Nachstehender Artikel über die Arbeitslosen-Initiative Sigmaringen wurde nun vom Südkurier mit der Begründung "nicht professionell" abgelehnt. Der Artikel wurde der Redaktion am 03.07.07 geliefert. Nun ist es durchaus nicht so, dass in den seither vergangenen zwei Monaten ein anderer, "professionellerer" Artikel über die Arbeitslosen-Ini in Sigmaringen im Südkurier erschienen wäre! Die Ini besteht seit nun 8 Monaten. Diese wichtige und einzig parteiische Anlaufstelle für Arbeitslose in der Region wurde nach Wissen der Unterzeichneten wie nach Aussagen der Gründungsinitiatorin Anne Pötz bisher noch mit keiner Zeile im Südkurier vorgestellt.

Um das informative Monopol der Medien etwas zu bremsen, gebe ich nachstehenden Artikel für die Veröffentlichung im Erwerbslosen-Forum sowie bei www.gegen-hartz-iv.de frei.

Karin Burger
Linguistin M. A. – Publizistin
Email: Texthexin(at)aol.com

Marmeladenbrot und Paragraphen

Arbeitslosen-Treff Sigmaringen informiert, solidarisiert und begleitet

SIGMARINGEN (bur) Margarine, Marmelade, Brot und Kaffee stehen auf dem Tisch. Stärke aus Solidarität und Wehrbereitschaft liegen in der Luft: Beim Arbeitslosen-Frühstück Sigmaringen im Gemeindesaal der Kreuzkirche treffen sich jeden Freitagmorgen um 9.30 Uhr die Arbeitslosen aus der Region. Hier werden sie über alle relevanten Themen informiert. Diese Gemeinschaft solidarisiert und begleitet die Betroffenen auf ihrem harzigen Weg.

Kompetenz durch Fortbildung
Kopf, Motor und Organisatorin dieses formlosen Zusammenschlusses Betroffener ist Anne Pötz. Sie hat dem Alotreff Sigmaringen auch die Räumlichkeiten bei der Militär-Kirchengemeinde Kreuzkirche verschafft. Finanziell unterstützt wird das Treffen durch Verdi, in dessen Bezirksvorstand Pötz Mitglied ist.  Die gewerkschaftliche Unterstützung umfasst das Infomaterial, Referenten und insbesondere Pötz' Fortbildung zu allen Fragen rund um das Sozialgesetzbuch II und Arbeitslosengeld II.

"Wir versuchen, hier ein Infonetz über Rechte und Möglichkeiten der Arbeitslosen aufzubauen", markiert Anne Pötz eines der Ziele der Selbsthilfe-Gruppe. Denn: "Die ARGE informiert uns nicht darüber", erklärt sie weiter. Als Beispiel für die mangelnde Beratung seitens der ARGE führt sie das Thema Kontoauszüge bei Folgeanträgen an.

Die Kooperation mit der ARGE Sigmaringen sei schlecht. "Wir bedauern das sehr", so Pötz, die weiter berichtet, dass der Geschäftsstellenleiter der ARGE Sigmaringen, Herr Osswald, ihr untersagt habe, Informationen über das Arbeitslosen-Frühstück in der Geschäftsstelle Fidelis-Graf-Straße auszulegen.

Wohnungen mieten, die es nicht gibt
"Und ich soll etwas suchen, was es gar nicht gibt", verschafft eine 54-jährige ALG-II-Empfängerin aus Mengen ihrer Empörung Bahn. Die Alleinlebende liegt mit ihrer derzeitigen Wohnung über den Höchstgrenzen für angemessenen Wohnraum. Nach Aufforderung der ARGE soll sie jetzt eine Wohnung mit maximal 45 qm für eine Brutto-Kaltmiete von € 215,– suchen. "So billige Wohnungen gibt es hier gar nicht. Das wurde mir von Rathausmitarbeitern und Wohnungsbaugesellschaften schon bestätigt", erklärt sie. Seit Monaten muss sie deshalb mit rd. € 200,– statt  des sonstigen Existenzminimums von € 345,– auskommen, weil sie den Differenzbetrag zur aktuellen Miete aus ihrem Regelsatz begleichen muss.

Pötz' dringendste Empfehlung an alle Arbeitslosen im Zuständigkeitsbereich der ARGE Sigmaringen: "Niemals allein auf die ARGE gehen!" Es sei absolut notwendig, immer einen Zeugen dabei zu haben. Außerdem habe die Erfahrung gezeigt, dass man dort ganz anders behandelt werde, wenn man den nach § 13 SGB X erlaubten Beistand mitbringe.

Das Angebot des Sigmaringer Arbeitslosen-Treffs richtet sich an alle ALG-II-Empfänger im Landkreis.

Am Samstag, den 14. Juli 2007, bietet die Gruppe in der Sigmaringer City in der Fußgängerzone mit einem Info-Stand weitere Kontaktmöglichkeiten an.

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{Extra-Kasten}
Anne Pötz und ihre Mitstreiter bieten zu folgenden Themen Informationsmaterial an, teilweise unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten:
· Kosten der Unterkunft
· Erreichbarkeitsanordnung
· Ein-Euro-Jobs
· Eingliederungsvereinbarung
· Vermögen
· Sozialgerichtsurteile

Kontakt: Arbeitslosen-Treff Sigmaringen, Anne Pötz, mobil: 0175/24 78 594; Email: alo-treff-sig@web.de
Treffen: jeden Freitag (außer in den Schulferien) um 9.30 Uhr im Gemeindesaal der Kreuzkirche in Sigmaringen
Weitergehende Infos:

Größtes Internetportal für ALG-II-Empfänger: www.tacheles-sozialhilfe.de
Buch:
Rainer Roth, Harald Thomé, Leitfaden ALG II / Sozialhilfe von A-Z. 24. Auflage Oktober 2006. ISBN 3-932246-64-0; ISBN 978-3-932246-64-7
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Stellungnahme ARGE:
Wie die stellvertretende Geschäftsstellenleiterin Andrea Linder gegenüber dieser Zeitung erklärt, sei die ARGE Sigmaringen durchaus an einer Kooperation mit dem Alotreff interessiert. Man müsse lediglich genau wissen, wer hinter dieser Initiative stecke; dann sei auch die Auslage von Informationsmaterial in der ARGE Fidelis-Graf-Straße denkbar.