Schulbeginn in NRW – Hartz IV-Kinder schauen in die Röhre

schultueteBonn. Am heutigen Tag hat in Nordrhein-Westfalen die Schule wieder begonnen. Rund 190.000 Schülerinnen und Schüler werden heute und morgen eingeschult. Traurig, jedes vierte Kind in NRW wächst in Armut auf. Das Erwerbslosen Forum Deutschland hat heute darauf aufmerksam gemacht, dass zahlreiche Eltern die Einschulung ihrer Kinder nur mit erheblichen Einschränkungen des täglichen Bedarfes vornehmen konnten, dass der Hartz IV-Regelsatz keinen Cent für Bildung bei Kindern und Jugendlichen vorsieht. Etwaige Ansparungsbeträge wären aus dem Regelsatz für Kinder überhaupt nicht zu bewerkstelligen. Auch zahlreiche Anträge auf Sonderbedarf wurden von den zuständigen Behörden abgelehnt und darauf verwiesen, dass es keine „Extraleistungen“ geben würde.

 Dazu erklärt Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosen Forum Deutschland:

Den Kindern, deren Eltern auf Hartz IV-Leistungen angewiesen sind, wird zugemutet, dass sie bei einem monatlichen Regelsatz von 208 Euro im Monat auch noch die Einschulung und dessen Kosten anzusparen hätten. Dabei sind im Etat kein Cent für Bildung vorgesehen. Weiterhin wird Kindern bis zum 14. Lebensjahr ein täglicher Bedarf von 2.28 für Ernähung und Getränke zugebilligt. Die Studie der Universität Bonn von letzter Woche hat gezeigt, dass eine ausreichende und gesunde Ernähung mit diesem Satz keineswegs zu bewerkstelligen ist. Unser Staat mutet unseren Kindern völlig ungesunden „Billigfraß“ zu und entwürdigt diese Kinder, weil das Geld nicht für eine Schultüte, einen vernünftigen Schulranzen etc. ausreicht. Ob diese Kinder gerne in die Schule gehen?

Immerhin haben einige Kommunen in Deutschland erkannt, dass diese Kinder zusätzlich unterstützt werden müssen und dafür Gelder bereit gestellt. Doch leider bilden sie die große Ausnahme und gehören auch nicht gerade zu den wirtschaftlich erfolgreichen Kommunen. Auch die wirtschaftlich prosperierende Stadt „Boom-Town“ Bonn, verschiebt berechtigte Anträge in weite Ferne. Man betont lieber, dass Kinder in Bonn in der ersten Reihe sitzen und leistet sich eine Kinderarmut, die weit über dem Durchschnitt liegt. Bildung ist Zukunft, aber diese Kinder zählen anscheinend nicht zur Zukunft.

Weitere Informationen und Anträge sind hier zu finden:

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Antrag auf Bewilligung einer nicht rückzahlbaren Beihilfe für Schulmaterial
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